Schmieden ist eins der ältesten Handwerke der Menschen Seit 6000 Jahren sind die Menschen damit befasst, aus Eisenerz Eisen zu gewinnen und zu Stahl zu verarbeiten. Mit unseren Teilnehmern lernen wir dieses alte Handwerk kennen.
Wir erleben Stahl beim Schmieden als einen vielseitig verformbaren Werkstoff. Diese Formbarkeit ergibt sich aus unterschiedlichen Anteilen von Stoffen im Stahl, die wir als Legierungen im Handel kaufen können. Wir verwenden gewöhnlichen Baustahl als Rund-, Flach- oder Vierkantstahl.
Sich ein Ziel setzen In der Regel ist das Schmieden damit verbunden, eine Idee oder eine bestimmte Sache vor dem inneren Auge zu haben, was ich schmieden will. Ich setze mir ein Ziel. Das ist immer gut und auch eine gute Übung fürs eigene Leben. Ein anderer Weg zum Erstellen eines Werkstückes ist frei von Zielsetzung. Hierbei lasse ich mich beim Schmieden vom Werkstück selbst sowie von meiner Phantasie leiten, die im Moment des Tuns etwas Neues schafft.
Vorausschauend Arbeitsschritte planen: Um ein Werkstück anfertigen zu können, muss ich mir vorher Schritt für Schritt überlegen, in welcher Reihenfolge ich vorgehen muss. Ich durchdenke den Arbeitsablauf und gliedere ihn in kleine Arbeitsschritte. Und jeder erfolgreich getane Arbeitsschritt bestätigt das eigene Handeln.
Entscheidungen treffen Jede einzelne Handlung setzt eine Entscheidung voraus. Was tue ich wie mit welchem Werkzeug. So ist das Schmieden ein wunderbares Lernfeld für das Entscheiden und Handeln im Leben.
Feuer als Herzstück eines Handwerks erleben Das Feuer als Urkraft des Lebens erlebe ich als Herzstück des Schmiede-Handwerks. Das Schmiedefeuer spricht unsere Sinne an. Wir sehen das weiß gelbe Licht der Flammen, wir spüren die Wärme des Feuers und riechen die Rauchgase der Kohle. All diese Wahrnehmungen aktivieren unsere Sinne. Das glühende Eisen bringt oft die Gefühle wie Freude und Bewunderung, aber auch Angst und Respekt hervor.
Stahl mit Hilfe von Feuer umformen Wenn ich ein Stück Stahl im Feuer erwärme, dann sehe ich die verschiedenen Glühfarben vom Dunkelrot bis zum hellen Gelb. Für die meisten Menschen ist dies immer wieder ein faszinierendes Ereignis. Das heißt, Schmieden hat auch einen großen Erlebniswert. Mindestens ebenso beeindruckend ist dann die Erfahrung, wie weich und verformbar der glühende Stahl ist – je nach Höhe der Temperatur. Mit leichten Hammerschlägen kann ich den glühenden Stahl flach schmieden oder viereckig, kann stauchen, spitzen, biegen oder drehen.
Konzentration auf eine Sache Schmieden hat – entgegen mancher Erwartung – auch einen meditativen Aspekt. Durch die Kraft der Faszination und der sinnlichen Eindrücke tauche ich beim Schmieden in eine ganz andere Welt. Ich richte meine ganze Aufmerksamkeit auf eine Sache. Durch diese Konzentration wird das Schmieden zu einer intensiven Erfahrung.
Aggressionen als konstruktiv erleben Das bisher Gesagte macht deutlich, wie sehr unser Gefühlsleben durch das Schmieden berührt werden kann. Je nach persönlicher Offenheit können versteckte oder unterdrückte Gefühle mobilisiert werden, das heißt sie werden beweglich, veränderlich. Darin liegt ein heilsames Potential. Angst vor Feuer kann sich verändern und zu Respekt oder sogar Freude am Feuer. Blockierte, unterdrückte Aggressionen können sich wandeln zu ausgelebtem konstruktivem Arbeiten, das sich in kreativen Werkstücken ausdrückt.
Schaffen eines eigenen Werkstücks Ein wesentlicher Aspekt beim Schmieden ist das Schaffen von etwas Gegenständlichem, das ich konkret in die Hand nehmen kann. Ich kann es ansehen, ertasten, riechen. Geschmiedeter Stahl hat einen Geruch. Zu der sinnlichen Erfahrung des greifbaren Gegenständlichen kommt hinzu, dass jeder geschmiedeter Gegenstand etwas Neues ist, was es noch nie genauso so gab und nie wieder so geben wird. Es ist einzigartig und trägt die Spuren meiner persönlichen Handarbeit.
Wahrnehmung üben Das räumliche Gestalten fordert das räumliche Sehen. Wenn ich einen Leuchter oder Kleiderhaken oder etwas ganz Einfaches sehe, dann merke schnell, wie schwer es ist, eine noch so schlichte Form nachzubilden. Die Ursprungsform wahrzunehmen, erfordert einige Übung. Jeder Mensch sieht das gleiche Ding ja mit anderen Augen. Beim Nachbilden einer Sache fließt die Wahrnehmung, mein handwerkliches Geschick und das ästhetische Empfinden des selbst Geschaffenen zu etwas Neuem zusammen. Jeder neigt dazu, das Neue tendenziell schön zu gestalten – abgesehen von der gewünschten Funktionalität. Da jeder etwas anderes als schön ansieht, spiegelt sich jeder auch mehr oder weniger in seinem Werkstück wieder.
Schmieden in Gemeinschaft Viele einfache Dinge kann ich gut selbst schmieden – mit zwei Händen. Häufig brauche ich beim Sägen, Feilen oder Biegen eine „dritte Hand“, die mir ein guter Schraubstock bieten kann. Sowie ich aber schweres, sperriges oder sehr langes Material bearbeite, benötige ich einen Helfer, der das Material festhält oder einen Setzhammer hält oder als Zuschläger schweres Material schmiedet. So bin ich auch auf Zusammenarbeit angewiesen. Ich fördere so das gemeinsame Arbeiten und Kommunizieren und das Erlebnis eines Gemeinschaftswerkes.